You and I have a rendezvous with destiny. We will preserve for our children this, the last best hope of man on Earth, or we will sentence them to take the last step into a thousand years of darkness. – Ronald Reagan
Die simple Empirie und auch die Wissenschaft (#) verbieten die Annahme, dass auf gesellschaftliches oder gemeinschaftliches Glück ausgerichtete sozio-ökonomische Systeme in irgendeiner Form erstrebenswert seien. Margaret Thatchers, die übrigens gestern vor 30 Jahren ihr segensreiches Werk begann, Bonmot „There is no such thing as society“ spitzt diese Einsicht treffend zu. Es ist der Individualismus, der Kapitalismus, als Rahmen des individuellen Strebens nach Glück, der Fortschritt gebiert.
Und es ist der Kommunismus mit seinen sozialistischen Vorstufen, der diesen Fortschritt wieder vernichten wird, wenn man ihn nicht verhindert. Auf eine annähernd wissenschaftliche Widerlegung dieser historischen Gesetzmäßigkeit, wie sie in Hayeks Weg in die Knechtschaft skizziert wurde, wartet die Welt.
Unsere Bundesgenossen aus dem im weitesten Sinne antideutschen Spektrum reden sich raus, das habe mit dem Kommunismus nichts zu tun. Was der dann aber zu sein habe, wird unter Verweis auf’s Bilderverbot, die Nicht-Determinierung des anzustrebenden Zustandes, nicht beantwortet.
Dieses Bilderverbot wohnt dem Liberalismus allerdings seit jeher inne, wie die Freunde der offenen Gesellschaft, Ingo Way und Michael Holmes, in ihrem Gründungspamphlet zeigten (#). Bleibt man bei dieser Metapher, könnte man davon sprechen, dass –während das Bild unbestimmt bleibt– im Liberalismus Rahmen der Utopie durchaus klar vorgegeben ist: Der Schutz des Individuums, von Leben, Leib und Eigentum. Die Voraussetzungen einer offenen Gesellschaft liegen eben nicht im Dunkel der Zukunft. Sie sind self-evident und seit langem in richtungsweisenden Dokumenten wie der Declaration of Independence und der Bill of Rights niedergelegt.
Vor diesem Hintergrund muss man folgende Thesen von Paul13 (#) kommentieren
- Die wirtschaftliche Entwicklung der Menschheit strebt dem Kommunismus entgegen.
- Auch wenn er nie erreicht wird, geht es darum, sich ihm soweit wie möglich zu nähern.
- Zur Schaffung der nötigen materiellen Voraussetzungen braucht man den Kapitalismus.
- Je mehr dieser behindert wird, desto länger dauert es, dem Endziel näherzukommen.
- Ja, leider.
- Die Sozialisten aller Parteien sind fleißig dabei.
- Als nicht-kapitalistische Ordnung vernichtet der Kommunismus langfristig diese Voraussetzungen.
- Endziele sind nicht so toll.
„Dieses Bilderverbot wohnt dem Liberalismus allerdings seit jeher inne….“
du meinst da doch sicherlich „kommunismus“ statt „liberalismus“, oder? ;)
und du zählst die „antideutschen“ noch zu deinen bundesgenossen? ;P
nachvollziehen, dass es noch Menschen gibt, die an diesen Hokuspokus glauben, kann ich nicht wirklich. Die sind auch nicht lernfähig. These 3 beispielsweise liegt ein alberner Fortschritts- und Wachstumsfetischismus zugrunde, der von Linken bereits Ende der 70er problematisiert und ad Acta gelegt wurde. Den Lernschritt scheint man nicht nachvollzogen zu haben. Wahrscheinlich ist er sogar gänzlich unbekannt.
Die Thesen insgesamt passen eher zu ideologischen Absonderungen kommunistischer Kräfte in einem dritte Welt Land, welche den Kapitalismus bewusst zur Industrialisierung funktionalisiert, nachdem die Diktatoren eingesehen haben, dass der Sozialismus noch nicht einmal dazu taugt. Zum China der 70er hätte sie gepasst, aber in der heutigen BRD klingen sie nur noch grotesk.
Einspruch! Ich denke, wir reden hier nicht über Kommunismus vs. Kapitalismus. Die Debatte ist vorbei. Wirklich. Die Marxisten haben ja auch gar nichts sinnvolles zu der aktuellen Krise beizutragen, außer „lest Marx“ und lausige Analysen.
Darum ziehen die alten Argumente aus der Zeit prä 1990 auch nicht wirklich. Es braucht neue Argumente, weil es gegen einen neuen „Feind“ geht, nämlich die technokratische Idee, die Welt komplett regulieren zu können, ohne das es etwas kostet. Und auf der anderen Seite die Idee, das unser Lebensstil „verkommen“ ist und wir „mehr Werte“ bräuchten, insbesondere Werte wie Fleiß, Enthaltsamkeit, Nachhaltigkeit. Der Bauer als Ideal. Oder so.
Und dann gibts noch diejenigen, die einfach nur keine Ahnung von Ökonomie haben.
Aber einen strammen Kommunisten hab ich schon lange nicht mehr getroffen. Oder hänge ich einfach komplett in den falschen Kreisen rum?
ist kein „neuer Feind“, sondern der Grundbestandteil des „wissenschaftlichen Sozialismus“.
Sicher, aber anders. Ich würde denjenigen, die diese Standpunkte gerade am lautesten vertreten (Paul Krugman, Angela Merkel oder Barak Obama) nicht vorwerfen wollen, den Sozialismus im Sinne von „Verstaatlichung der Produktionsmittel“ einführen zu wollen. Das will doch wirklich niemand mehr, sondern das sind alles brave Sozialdemokraten, die ein Wertegerüst haben, das mit meinem halbwegs kompatibel ist: die wollen sogar Wachstum und Fortschritt.
Sie haben aber einfach ein paar Lektionen verpasst, nämlich das Grundprinzip der spontanen Ordnung und der „Anmaßung von Wissen“, wie Hayek schreiben würde, der übrigens übermorgen Geburtstag hätte und 110 Jahre geworden wäre …
*Ähem* Gerade eben wurde hierzulande ein Verstaatlichungsgesetz beschlossen…
Der einzige – aber zumindest tendenziell nicht wirklich praxisrelevante – Unterschied zwischen den „braven Sozialdemokraten“ und den Kommunisten besteht im Übrigen darin, dass die Commies die Eigentumsverhältnisse verändern woll(t)en, während die meisten Sozen in der Regel nur an die Besitzverhältnisse gehen, um zu regulieren: Enteignung vs. „demokratische Kontrolle der Produktionsmittel“.
Joachim, ich sage ja nicht mal, das es ein besseres Phänomen als Good-Old-Socialism ist, aber es ist etwas anderes. Wenn Du einen heutigen 08/15-Linken hernimmst und den mit einem überzeugten Marxisten vergleichst, dann wirst Du nicht viele Gemeinsamkeiten finden, es sei denn, Du abstrahierst ziemlich weit weg.
Die einzige halbwegs große sozialistische Partei in Deutschland ist die Linke und die steht in Umfragen wo? 10%? Nicht gut, aber auch nicht die Welt.
Alle anderen Parteien wollen Deutschland vielleicht eher so machen wie Schweden, nicht wie Sowjetrussland. Und was man auch sehen muß: Schweden ist zwar bestimmt nicht mein Paradies auf Erden, aber die Argumentationskette, die Mises oder Hayek aufgebracht haben, nämlich das „Middle-of-the-Road“-Standpunkte im Laufe der Zeit zu knallhartem Sozialismus erodieren, ist aber so in allen modernen Sozialdemokratien nicht eingetreten und würde ich als falsifiziert ansehen. Ich weiß nicht, wie Du das so siehst.
Es ist auch in Diskussionen leicht kontraproduktiv, wenn man die aktuellen Hauptgegner als Marxisten (alternativ als Nazis :-)) bezeichnet, weil *trommelwirbel* sie das wirklich nicht sind, auch wenn sie sich zum Teil ähnlichen Mitteln bedienen (der Technokratie) oder gemeinsame Wurzeln haben.
Das Problem mit Schweden oder mit Regulierungen ist denke ich ein IMHO recht anderes Mindset als die Sozialisten es hatten. Früher ging es um die absolute Gleichheit und um Effizienz. Heute geht es um „unsichere Verhältnisse“ und dem „schnellen Wandel“, der aufgehalten werden muß. Frühere Sozialisten reden über Imperialismus der USA, heutige Sozialdemokraten über Glücklichkeitsforschung und Gini-Koeffizienten. Wenigstens in meinem Umfeld.
Darum müssen wir unsere Argumente etwas umschneidern. Aber das sollte machbar sein. Wir haben schon einmal gewonnen. Wir werden es wieder tun. Sag ich jetzt mal so :-)
Paulchens „provokante Thesen“ sind schlicht altes Sauerbier in neuen Flaschen:
Schon Marx und Engels haben den Kapitalismus als notwendige Vorstufe des Sozialismus gesehen, Lenin hat dies dann zur Theorie vom „Staatsmonopolistischen Kaptialismus“ weiter entwickelt.
Nachdem die erhofften Revolutionen in den hochentwickelten kapitalistischen Ländern ausblieben oder scheiterten, revidierten die Kommunisten das aber im Folgenden. Aufbauend auf Stalins Theorie vom „Sozialismus in einem Land“ setzen sie nach 1945 auf die „nationalen Befreiungsbewegungen“ in der Peripherie, die den Sozialismus ohne „Umweg“ über den Kapitalismus aufbauen sollten. Was natürlich – welch Zufall! – eine hervorragende Legitimationsideologie für den imperialistischen Expansionsdrang der Genossen hergab…
Kapitalismus und riesiger Wohlstand als Basis einer Gesellschaft, in der die Sorgen des vorindustriellen Alltags dank unermesslichen Wachstums, dank massiv gesunkener Produktionskosten, dank massiven Kapitaleinsatzes statt Arbeitskraft, klein sind, nennt Marx und Engels Sozialismus?
Klingt eher nach Globalisierung, Marktwirtschaft, freien Märkten, die es unnötig machen sich um die Schüssel Reis für den nächsten Tag zu sorgen und es erlauben sich um Klavierstunden, Kunst oder elekronisches Spielzeug zu kümmern.
Marx hatte eine recht seltsame Vorstellung von Geschichte („historischer Determinismus“), er vermutete, das der Kapitalismus notwendigerweise auf den Merkantilismus folgen würde. Im Kapitalismus explodiert dann der Wohlstand — so Marx — aber nur für den Kapitalisten. Darum kommt es zur Revolution und zum Endzustand der Geschichte, dem Sozialismus.
Darum kann man sich ja auch jetzt hinstellen und feststellen, das wirklich jeder von Marx‘ historischen Voraussagen falsifiziert wurde, die ersten davon in seiner Lebenszeit, als das Durchschnittseinkommen eines Protetariers sich verdreifacht hat.
Ja, seltsam, dass die Marktwirtschaft dennoch so wenige Anhänger hat.
Erziehungsfrage.
Wir sind vom tiefsten Feudalismus über ein kurzes Chaos in der Weimarer Zeit direkt zu 3.Reich und DDR gewandert.
Während all dieser Zeit wurden die Kinder mehrheitlich so erzogen, daß ohne staatliche Aufpasser alles ins Chaos fällt, Karriere und Reichtum unmoralisch sind und jedes Problem einen Schuldigen hat, der möglichst öffentlich und demütigend bestraft werden muß.
Geschäftssinn, Freiheitsliebe, Logik sind bei uns keine Tugenden.
Eher eine Frage des kulturellen Erbes als der (bewussten) Erziehung: Stichworte mangelnde rechtsstaatliche und freiheitliche Tradition, Geringschätzung des Unternehmertums, Obrigkeitshörigkeit und Militarismus, doitscher Minderwertigkeitskomplex…
Die Provokation bezog sich nicht auf die Thesen selbst (die erste war z.B. eine Anspielung auf die von Dir angesprochene „Vorstufe, somit sind sie als solche zwangsläufig nicht neu), sondern auf deren Kombination. Und das die Provokation gelungen ist, läßt sich bei über 100 Kommentaren schwer bestreiten. ;-) Und dabei haben sich Leute wie Che2001 oder Momorulez, die sicher auch noch was dazu beitragen könnten, bisher nicht mal eingeschaltet.
Sorry, meine natürlich die dritte These!
@dagny t. „nennt Marx und Engels Sozialismus? “ Nicht ganz, sondern Kommunismus. Dieser setzt die enorme Entfaltung der Produktivkräfte und selbstverständlich die Aufhebung der Klassengesellschaft voraus, sodass der notwendige Arbeitstag auf das Minimum reduziert ist und es somit jedem nach freiem Belieben möglich ist „heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden“.
Das ist natürlich ein Wachstums- und Fortschrittsfetischismus im ungeheuerlichen Ausmass. Wie ich oben schon erwähnte, fiel auch diese Vorstellung in den späten 70ern innerhalb der Westlinken in Ungnade. Und nicht nur unter solchen. Beratungsresistente Fossilien vom Schlage Klein-Paulchens wissen davon natürlich nichts. Sie wissen eigentlich überhaupt nichts.
Nochmals auf die Vorstellungswelt des „brillianten Kapitalismuskritikers“ Marx einzugehen, so möchte ich zunächst doch auf die geradezu archaischen Beispiele eingehen (Jäger, Hirt, Fischer, …), worin sich das infantile Bewusstsein wiederspiegelt, und ich meine auch klar das Credo des unreifen Faulenzers erkennen zu können. Keine Pflichten haben und einfach tun und lassen, was immer man will. Ich sehe da den verwöhnten Bengel vor mir, dessen Schlawenzelleben sich auf der Uni im geistes- und sozialwissenschaftlichen Studium fortsetzt. Der notwendige Arbeitstag, also das wenige was zur Erlangung des Diploms und der Doktortitels benötigt wird, ist auf das Minimum reduziert und den Rest des Tages kann man dann kritischer Kritiker sein und von einer Demo zur nächsten eilen. Entweder kassiert man Staatsknete oder Dadi ist reich, auf jeden Fall hat man keine wirklichen Sorgen. So gestaltete sich doch das Leben von Karl Marx und mit ihm mittlerweile Millionen Gleichgesinnter Profoteure eines missratenen Bildungssystems. Die böse Überraschung kommt dann nach dem Studium, es sein denn man findet einen reichen Bourgeois, der einen durchfüttert. So geschehen im Fall Marx.