Hei, ist das ein fröhliches Fressen für den SPIEGEL, diese neuesten Papiere der US-Diplomatie auf Wikileaks.
Ich habe die SPIEGEL-Berichte heute schnell mal quer gelesen. Da ist viel Stimmung und wenig Information.
Dass Herr Westerwelle – „überschäumende Persönlichkeit““ – eine Pfeife ist, wissen wir schon lange (ich empfehle dazu die Facebook-Seite Westerwave – no one can reach me the water), Frau Merkel eine Teflonfrau, ebenfalls und ein gewisser Herr Niebel (Entwicklungsminister BRD) unfähig, ist auch nicht wirklich eine News. Und wenn die deutschen Medien schon seit Wochen den Herrn zu Guttenberg zum Hoffnungsträger hoch schreiben, weshalb sollen da der US-Botschafter in Berlin nicht zu einem ähnlichen Schluss gelangen?
Die Beurteilungen der deutschen Spitzenpolitiker liest man in dieser und jener Version doch täglich in den Medien.
Eigentlich ist es ein Segen, zu erfahren, wie die US-Diplomaten Klartext reden. Dass sie Herrn Ahmadinedschad mit Hitler vergleichen (ich hätte gerne noch „Bonsai“ davor) schreckt wohl nur Leute auf, die das noch immer nicht wahrhaben wollen. Der islamistische Hintergrund des Herrn Erdogan aus Anatolien ist ein Problem, was Herr Sarkozy auch schon festgestellt hat. Und dass Herr Karzai und seine Entourage korrupt sind, habe ich auch schon irgendwo gelesen.
Richtig interessant wäre Wikileaks – und auch der US-averse SPIEGEL – erst dann, wenn wir mal so etwas aus der Diplomatenküche Russlands oder Chinas oder gar der Schweiz lesen könnten.
Von einem „Desaster für die US-Diplomatie“ (SPIEGEL) kann keine Rede sein. Wikileaks ist – wenn schon – ein Desaster für die Medien.
Weil diese sich im Gegensatz zu den US-Diplomaten in den meisten Fällen nicht getrauen, Klartext zu reden. Und genau das ist der Grund, weshalb sie das Ding jetzt so hochschaukeln.
Denn sie widersprechen ja nicht den Beurteilungen der US-Diplomaten, sondern regen sich über das Faktum auf, dass jemand etwas denkt und sagt, was man zwar selbst denkt, aber nicht zu sagen und schreiben wagt.
Und jetzt sind wir gespannt, was die US-Diplomaten über die Schweiz geschrieben haben. Das wird lustig. (Ein Tiefschlag für die Alpenrepublik wäre ja, wir würden gar nicht erwähnt.)
Bleibt die Frage nach der jungen, aufstrebenden FDP-Quelle!
Ich würd auch gern mal die etwas interessanteren „Leaks“ betrachten. Aber im Endeffekt ist wirklich viel Wind um nichts – der Spiegel hätte wohl sogar eine Sonderausgabe gebracht, wäre der Speiseplan des Weißen Hauses „geleakt“ worden.
Aber wenigstens scheucht das die Hühner in so mancher Botschaft auf. Ist aber auch keine gute Idee, 2,5 Millionen Menschen an diesem Intranet teilzuhaben. Da quasselt doch wirklich am Ende irgendwer früher oder später.
DDH fragt sich, wer denn angefangen hat „mit rechtswidrig, kriminell erworbenen Daten Kasse zu machen“? Die Staazis von der BRD oder Freelancer von WikiLeaks? Und was schlimmer ist: fiskal-staatsterroristisch Verfolgte oder politkrimogene Elemente der weltweiten Herrschaftseliten ans Messer zu liefern?
Apropos „No one can reach me the water“
in den Dokumenten steht auch, dass Westerwelle sich mit Leichtigkeit auf Englisch unterhalten kann – diese Neuigkeiten kommen in den Medien natürlich nicht vor :)
Das „Desaster“ für die US-Diplomatie besteht vermutlich weniger im Inhalt der bekannt gewordenen Dokumente als in der Tatsache, dass sie bekannt geworden sind. Das wird wohl unweigerlich zu einem Vertrauensverlust führen und dazu, dass die Informationsbeschaffung für Diplomaten in Zukunft schwieriger werden wird, weil viele bisherige Informanten nicht mehr mit denen reden werden, wenn sie befürchten müssen, dass „vertrauliche“ Gespräche bald nicht mehr vertraulich sind.
Volle Zustimmung.
Ach was, da haut man sich auf die Schenkel und sagt – wen du wüsstest, was ich über dich geschrieben habe…. ;-)
Die Aufregung ist ein gutes Geschäft. Wirklich transparent wäre die Angelegenheit, wenn der SPIEGEL uns mitteilen würde, wie viel er für die Exklusivrechte bezahlt hat.
Mich wundert, dass niemand diese Frage dem SPIEGEL stellt.
Interessant ist ja nicht der seichte Klatsch, den der Spiegel hier zur Enthüllung hochjubeln will.
Interessant sind die Sachen, die nicht zur Spiegel-Propaganda passen und die deswegen nicht gebracht werden.
Das fängt damit an, daß WW eben doch sehr gut Englisch kann (obwohl diese Frage politisch schon immer irrelevant war), und hört noch lange nicht damit auf, daß diverse Nahost-Regierungen eben nicht die Pali-Frage, sondern den Iran als Hauptproblem der Region sehen und die USA zu härterer Gangart auffordern.
Das paßt den linken Gutmenschen natürlich nicht ins Weltbild.
@M.M.:“Wirklich transparent wäre die Angelegenheit, wenn der SPIEGEL uns mitteilen würde, wie viel er für die Exklusivrechte bezahlt hat.“
Das könnte man ja „leaken“. Die Information befindet sich sozusagen schon vor Ort :)
Die Inhalte dieser Veröffentlichung waren der deutschen Regierung bereits bekannt.
Ich halte jede Wette. Mich interessiert allerdings auch wer die junge aufstrebende Quelle ist, welche Westerwelle und andere Spitzenpolitiker der FDP angeschwärzt hat.
R.A., diese Sachverhalte stehen alle im gedruckten Spiegel drin.
Jetzt mal ohne Spaß: Da sind sich die meisten Staaten doch einig – keiner hat ein Interesse daran, dass ein paar Leutchen geheime Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich machen und ggf. noch Nachahmer finden können. Also wird man massiv gegen die Wikileaker vorgehen bzw. den Skandal nutzen, um die Kontrolle und Zensur des Internets weiter voranzutreiben. Ein paar Staaten, die mit den Amis nicht so gut können, freuen sich zwar über die Bloßstellung der Supermacht. Doch sobald es an die eigenen Geheimnisse ginge – und machen wir uns nichts vor, die haben alle Dreck am Stecken – ist das auch nicht mehr witzig. Der eine oder andere wird vielleicht demnächst „Selbstmord“ begangen haben. Für uns alle sich wirkt jedoch die sukzessive Ausschaltung des freien Internets aus, die aufgrund solcher „Terrorakte“ als notwendig verkauft werden wird.
Als ob die Demokratie-Faschisten für den bevorstehenden Angriff aufs freie Internet dieses WikiLeaks-Desaster gebraucht hätten (und wer weiß ob die Geheimdienste des „freien Westens“ das Ding aus eben jenen Gründen nicht selbst inszeniert haben).