
Voll klug von Alexander Lambsdorff, diese Partei durch sowas aktiv aufzuwerten. Und dann auf so dämliche Weise, indem man die FDP als „gut“, weil „proeuropäisch“ hinstellt und die AFD als „böse“, weil die ja bekanntlich am liebsten mit Pickelhauben auf dem Kopf durch die Straßen marschieren würde und so weiter und so fort. Lucke selber träumt zwar sogar von einem europäischen Einheitssteuersatz, was hinsichtlich der europäischen Integration deutlich weitergehender wäre, als das blutleere Gefasel des nicht näher definierten europ. Bundesstaates aber von sowas wollen wir uns natürlich nicht das schöne Feindbild kaputtmachen.
Nichts gegen eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AFD. Die wäre allemal besser, als dieses „die-sind-blöd“-Mantra, das bisher die FDP-„Strategie“ hinsichtlich der AFD gewesen ist. Aber muss man der AFD wirklich so deutlich auf Augenhöhe begegnen und sich damit noch kleiner machen, als man sowieso schon ist?
Von den Stimmanteilen der letzten Bundestagswahl aus betrachtet (von aktuellen Europawahlumfragen gar nicht erst zu reden…) wäre alles andere als Augenhöhe Augenwischerei.
Stellt sich die Frage, ob denn Umfragen der richtige Maßstab wären. Die FDP sitzt in diversen Landtagen, in vielen Kreistagen und Stadträten, sie hat fast überall schonmal regiert, sie sitzt im Europaparlament. Sie ist, mindestens verglichen mit der AFD und trotz aller Unzulänglichkeiten und allen Dummheiten der letzten Jahre, einfach etabliert. Die FDP ist im Vergleich mit der AFD ein Riese und macht sich hier selbst zum Zwerg. Das ist schlicht und ergreifend dumm.
Wenn eine Partei von den beiden noch nicht mal ein Jahr alt ist, scheinen mir Umfragen als Vergleichsmaßstab allerdings sinnvoller zu sein als der Verweis auf Jahre zurückliegende Wahlerfolge der anderen Partei. Und immerhin gab es schon einen nicht ganz unbedeutenden Urnengang, bei dem die Augenhöhe vom Souverän veranlasst wurde.
Ja, das kann man so sehen. Aber das macht es ja trotzdem nicht zu einer guten Strategie, sich dieser Geringschätzung auch noch anzuschließen. Ich finde die Positionierung als eine Art Alternative-Alternative einfach nicht klug.
Der Europawahlkampf erweckt den Eindruck, die FDP klammere sich an den einzigen Strohhalm, mit dem sie es sich bei den Wählern noch nicht vollkommen versaut hat… dumm nur, dass die gerade keine Lust auf Europa haben, sondern die Probleme Deutschlands vorrangig behandelt sehen wollen.
Abgesehen davon wäre es der Glaubwürdigkeit sicher zuträglich, sich erstmal mit dem deutschen Föderalismus auseinanderzusetzen, nicht zuletzt mit dem Problem des Länderfinanzausgleichs, bevor man eine europäische Matroschka propagiert….