Der Unterschied einer Marktwirtschaft gegenüber einer Planwirtschaft ist ganz einfach. Es ist die Frage, wessen Planung das Handeln des Einzelnen bestimmt. Ist es der Einzelne selbst oder ist es ein Dritter. Dass Dritte über Handlungen und Lebensentwürfe von Individuen entscheiden, ist Kennzeichen des klassischen Sozialismus. In der DDR entschied das SED-Politbüro darüber wie viele Trabis und Wartburgs gebaut wurden. Die Produktionszahlen waren Teil der gesamtwirtschaftlichen Planung des Arbeiter- und Bauernstaates. Wenn die Planung nicht stimmte, gab es eben aktuell keine Einheitsautos, stattdessen lange Wartelisten. Ebenso ist es in Nordkorea. Ob in der nordkoreanischen Sonderwirtschaftszone Kaesong weiter für den westlichen Markt produziert werden darf, entscheidet der Tyrann Kim Jong Un höchstpersönlich. Da kann es dann wie im letzten Jahr passieren, dass der Tyrannensohn des Tyrannenvaters Kim Jong Il einfach die 53 000 Arbeitersklaven abzieht und die südkoreanischen Geldgeber allein zurücklässt.
Doch zentrale Planung findet nicht nur im Sozialismus klassischer Prägung statt, sondern auch in neuem Gewand. Die Energiewende ist in Deutschland ein Projekt zentraler Planung. Nicht der Einzelne entscheidet, welchen Strom aus welcher Quelle und zu welchem Preis er erwirbt. Nein, dies entscheidet ein anderer für ihn. Doch ebenso wie Erich Honecker und Kim Jong Un weiß auch die Bundesnetzagentur, Wirtschaftsminister Gabriel oder Umweltministerin Hendricks nicht, wie viel Strom produziert werden muss, aus welcher Quelle und zu welchem Preis. Deshalb wird die Energiewende das Schicksal des Trabis erleben.
Denn dieses Wissen kann keine zentrale Behörde haben, sondern kann nur im Wettbewerb herausgefunden werden. Durch Versuch und Irrtum im Kleinen nähern sich die Marktteilnehmer dieser Frage sukzessive an. Den Vorteil der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs spüren wir jeden Tag, wenn wir Brötchen beim Bäcker kaufen, ein Handy erwerben oder alle paar Jahre ein neues Auto mit noch mehr Innovationen zu noch günstigerem Preis angeboten bekommen. Dem Ideal des Sozialismus, dass es allen Menschen besser gehen soll, hat die real existierende Wirklichkeit ins Gegenteil verkehrt. Die Marktwirtschaft ermöglicht mehr Menschen ein besseres Leben.
Wenn jetzt über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA verhandelt wird, sind die Gegner der real existierenden Wirklichkeit schnell auf der Seite von Kim Jong Un und Erich Honecker. Sie kommen von rechts-konservativen Kreisen wie der AfD genauso wie von links-alternativer Seite wie Attac. Beide argumentieren gegen die Marktwirtschaft und den Wettbewerb. „Qualitäts-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards seien nicht gewährleistet“ (AfD). Attac befürchtet die „Schwächung bestehender Arbeitnehmerrechte, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards“. Das sind die Argumente der Gegner der Freiheit. Wir dürften keine Waren aus China, Indien oder Russland einführen, wenn dies zuträfe. Weder die Arbeitnehmerrechte, noch der Gesundheitsschutz, noch unsere Verbraucherschutzstandards sind dort gewährleistet.
Für den Einzelnen ist es auch nicht entscheidend, ob freier Handel für eine bestimmte Berufsgruppe oder ein Land von Vorteil ist, entscheidend ist seine persönliche Einschätzung. Der Einzelne will frei entscheiden, ob er Produkt X oder Y erwirbt. Dafür hat er viele objektive und noch viel mehr subjektive Gründe. Oft spielt auch die Herkunft des Produktes eine Rolle. Der eine präferiert regionale Produkte, der andere liebt das internationale Flair eines Produktes. Doch dies ist keine Frage von zentraler Steuerung, Lenkung und Bevormundung. Weder Honecker noch Kim hatten und haben dazu das Recht. Aber auch Attac und die AfD sollten prüfen, ob sie nicht den falschen Götzen dienen.
Um es mit einem der großen Ökonomen des vergangenen Jahrhunderts, Ludwig von Mises, zu sagen: „Bei der kapitalistischen Variante des Wettbewerbs werden andere Leute auf dem Markt übertroffen, indem bessere und billigere Güter angeboten werden. Die bürokratische (sozialistische) Variante besteht in Intrigen am ‚Hofe’ derjenigen, die an der Macht sind.“
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Fuldaer Zeitung.
Zwischen »Arbeitersklaven« und Investoren einer liberalen Marktwirtschaft besteht ein Widerspruch. Entweder die nordkoreanischen Arbeiter werden zumindest bei der Arbeit anständig behandelt – dann sind es keine »Arbeitersklaven«. Oder sie werden tatsächlich wie Sklaven behandelt – dann sollte sich unser Protest nicht nur gegen Kim, sondern auch gegen die Eigentümer der Fabriken richten.
@Stefanolix
Sie würden sich wahrscheinlich wundern wenn Sie wüssten, wie viele Sklaven z.B. im alten Rom oder den USA „gut behandelt“ wurden. Das ist völlig unwesentlich für Definition. Es kommt beim Sklaven darauf an, ob er Eigentümer seiner selbst ist, ob er entscheiden kann, ob er eine Arbeit annimmt oder nicht, ob er kündigen kann und ob er sich frei dafür entscheiden kann, was er lernen oder arbeiten will. Frei bedeutet in diesem Zusammenhang: Ohne Zwang dritter. Essen oder wohnen zu müssen, ist hingegen kein Zwang, da diese Dinge nicht von anderen Menschen oktroyiert wurden, es sind Notwendigkeiten.
Man kann daher als Sklave gut behandelt werden und man kann auch als freier Mensch in einem Unternehmen, für welches man arbeitet, schlecht behandelt werden.
Es gibt auch aus liberaler Sicht genug Gründe, die gegen dieses sogenannte „Freihandelsabkommen“ sprechen. Das „Durchgriffsrecht“ für amerikanische Unternehmen auf den EU-Steuerzahler ist z.B. beim Patentrecht oder beim Abbau von Bodenschätzen nur eines davon.
Am Rande bemerkt: so lange die Bodenschätze nicht privatisiert und die Haftung für Verschmutzung nicht eigentumsrechtlich geklärt ist, ist auch Fracking nicht die intelligenteste Förderform für Erdgas.
Weshalb das Vertragswerk nicht vor Unterzeichnung offengelegt wird, verwundert und warum es für diesen angeblichen so „freien“ Handel überhaupt zwischenstaatlicher Verträge bedarf, erschließt sich ebenfalls nicht.
Was da passiert, ist knallharte Industriepolitik im Interesse der Bürokraten auf beiden Seiten des Atlantiks. Wenn dieses Machwerk von Leuten, die sich als liberal bezeichnen, als „Freihandel“ verkauft wird, dann kann man den Linken nicht einmal einen Vorwurf machen, wenn sie dagegen sind.
Einen solchen „Freihandel“ braucht kein Mensch.
Planwirtschaft ist (Oh wunder) wenn der Staat direkten Einfluss auf die Wirtschaft nimmt, in Form von (wieder großes Erstaunen) Planung.
Mit der individual Ebene hat das Wort erstmal wenig bis nichts zu tun.
Und glauben sie allen erstes, dass Privat-Wirtschaft keine Zwänge auf das Individuum ausübt?
Das wäre nämlich seltsam, denn die gesamte Geschichte, die Kämpfe während der Industriellen Revolution zeigen sehr deutlich, dass ein oligarchischer Privatsektor meist den viel größeren Zwang ausübt.
Genaugenommen: Demokratie selbst entstand im Kampf gegen PRIVAT-wirtschaftliche Zwänge von reichen mächtigen Oligarchen in Schlüsselpositionen. Ohne den Demokratischen Staat bestimmt einfach der reichste und mächtigste was Gesetz ist… was war denn der Adel anderes als Familiendynastien von Wirtschaftsbossen die sich an keine Gesetze halten mussten…? Deshalb gibt es heute ein Gegengewicht, den Rechtsstaat.
Ist das ein Manipulations-Versuch? Oder glauben sie das alles wirklich?
Ist es der Versuch Alles was staatlich (demokratisch im Falle Deutschlands) ist, als diktatorische Unterdrückung von individueller Freiheit darzustellen? Ernsthaft?
Mal ehrlich: Der einzige Grund das der Mob Menschen, wie sie nicht auf der Straße zertrampelt, ist Demokratie und Rechtsstaat. Vielleicht sollten sie sich überlegen was die Konsequenzen ihrer Ideologie sein werden.
Mal sehen wie lange es dauert, diesen Kommentar wiederlöschen.
Zitat: “ „Qualitäts-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards seien nicht gewährleistet“ (AfD). Attac befürchtet die „Schwächung bestehender Arbeitnehmerrechte, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards“. Das sind die Argumente der Gegner der Freiheit. Wir dürften keine Waren aus China, Indien oder Russland einführen, wenn dies zuträfe. Weder die Arbeitnehmerrechte, noch der Gesundheitsschutz, noch unsere Verbraucherschutzstandards sind dort gewährleistet. “
Das Freihandelsabkommen ist geplant mit —-> Amerika. Nicht Russland oder China oder sonstwas. Somit —> Das Argument macht absolut keinen Sinn.
Auch pauschal alle Menschen die sich für Verbraucherschutz einsetzen einfach mal „Gegener der Freiheit zu nennen“ ist Diffamierung… meinen sie immer nur ihre eigenen Freiheit?
Ein Freihandelsabkommen in dem wir Europäische Standards an Chinesische anpassen wünscht sich hoffentlich keiner.
@wassolldas
Verbraucherschutz ist zweischneidiges Schwert und nicht grundsätzlich gut. Selbstverständlich sind Lebensmittelkontrollen wichtig oder gewisse Sicherheitsstandards, dass es nicht sofort zum Stromschlag kommt, wenn man ein Gerät an die Steckdose anschließt. Wer sonst soll sicherstellen, dass möglichst wenig Krankheitserreger über unsere Schlachthöfe verbreitet werden und wer soll im Notfall reagieren? Ich sehe das als mittlerweile nicht mehr ganz moderne Staatsaufgabe an.
Aber was sich da in den letzten zehn Jahren unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes entwickelt hat, ist einfach untragbar. Die Sache mit der Gentechnik beispielsweise… Ob ein Produkt aus einem gentechnisch veränderten Ausgangsprodukt hergestellt wurde, sollte unerheblich sein, weil es wissenschaftlich untragbar ist, warum man gentechnische Züchtungen gegenüber konventionellen Züchtungen benachteiligt. Auch immer schärfere Grenzwerte halte ich problematisch. Wenn die mal wieder vom Uran im Trinkwasser berichten, höre einfach weg. Ich kann es nicht mehr hören. Und selbstverständlich ist Verbraucherschutz in diesem Sinne Freiheitsberaubung, wenn beispielsweise Mineralwasserabfüller in die Pleite getrieben werden aufgrund eines Verbraucherschutzfetisches.
Standards und Grenzwerte sind gut, aber sie sollten nachvollziehbar und vernünftig sein, um die eigenen Unternehmen nicht zu schädigen, um den eigenen Bürgern die Produkte nicht unnötig teurer zu machen und um sich nicht argumentativ angreifbar zu machen. Gute und überzeugende Standards werden problemlos übernommen… da bin ich mir sicher. Es ist auch nicht einzusehen, warum beispielsweise die Pharmafirmen für jeden Markt Zulassungen beantragen und teure Tests durchführen müssen. Meines Wissens gibt es bereits Abkommen zwischen der Schweiz und der EU, sodass die Zulassung für ein Medikament in der Schweiz zugleich den Markt in der EU öffnet und umgekehrt. Das pragmatisch, vernünftig, wirtschaftlich und kommt uns allen zugute. Natürlich die Schweiz nicht Burkina Faso. Man muss natürlich sicherstellen, dass die entsprechenden Behörden die enstprechenden Kompetenzen und Finanzen haben. Aber bei Wirtschaftsräumen auf einem ähnlichen Niveau sollte das doch kein Problem sein.
Und selbst für eine kleinere Volkswirtschaft ist es immer noch günstiger, wenn es auf die eigene Kompetenz verzichtet. Wenn beispielsweise Gabun sagt, alle in der EU und in den USA zugelassene Medikamente sind automatisch auch in Gabun zugelassen, dann spart Gabun sich die entsprechenden Mittel.