Das Frappierendste an der Debatte um die linskradikalen Marodeure ist m. E. weder die Tatsache, von wie vielen linken Politikern Gewalt und Brandschatzen nur widerwillig verurteilt werden. Auch nicht die Borniertheit der allgemeinem Diskussion, die die Entscheidungen dieses Gipfel in der Wahrnehmung in den Hintegrund treten lässt. Es sind die gespielte Empörung das angebliche Unverständnis darüber, woher diese Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei und den eigenen Mitbürgern kommt. Hatte man ja nicht kommen sehen können, so der allgemeine Tenor.
Woher auch, in einem Land, in dem Schüler Lehrer im Unterricht demütigen und ihre Videos dann folgenlos auf Youtube stellen? In dem missliebige Professoren aus der Uni denunziert werden, in besseren Wohngegenden Autos anzündet und in dem man als Vergewaltiger oder S-Bahn-Schläger gut und gerne mal mit einer Bewährungsstrafe nach Hause geht. Hat den kulturellen Kontext im Land nicht verstanden, schwere Kindheit, Nazigedankengut des Opfers, üble Großkonzerne. Der Straftäter als logisches Opfer der Umstände.
Ein Land, dass Kleinkriminalität als alternative Lebensform akzeptiert hat und daher konsequent Strafanzeigen seiner Bürger „wegverwaltet“ wundert sich über den schwindender Respekt gegenüber Autoritäten und Institutionen. Ein Land, in dem Eltern Lehrer verklagen, wenn diese sich gegen 13-Jährige Rotznasen zur Wehr setzen fragt sich und welches Leben „auf Stütze“ bereits vor dem ersten erbrachten Arbeitstag inkl. Grundausstattung für die Sozialwohnung subventioniert fragt sich, warum für gelangweilte Bürgerkinder Arschloch-Sein als Lebensprinzip eine valable Alternative darstellt.
Vielleicht, weil die auf das Marodieren folgende Straffreiheit zumindest im Raum steht? Weil sie eben auch auf so viele andere Straftaten folgt. Weil du weißt, dass sich ein verständnisvoller Richter findet, der dich auch beim achten Vergehen auf Bewährung gehen lässt? Weil es mittlerweile als unzumutbar gilt andere auf mögliches Fehlverhalten anzusprechen?
In der Debatte wird der tiefgreifende Trend einer Werteverschiebung sichtbar: Mit der gleichen Nonchalance, mit der man auf Polizisten einprügelt oder Eigentum anderer zerstört, lässt man sich bei einem Kratzer im sozialstaatsfinanzierten Krankenhaus vollversorgen. Auf Kasse. Bahnmitarbeiter bespucken und andere anpöbeln geht, aber Verständnis für die noch so abstrusesten „religiösen Gefühle“ wird man haben müssen. Hauptsache, du hast GEZ gezahlt und deinen Müll getrennt. Polizei? Muss deeskalieren. Konflikberatungsteam.
Es sind das Unverständnis für die Relevanz funktionaler gesellschaftlicher Institutionen und die ihnen inhärenten Verhaltensregeln, für die es offenbar weitverbreitete Geringschätzung gibt. Diese fängt in der Schule an und setzt sich logisch fort.
Daran haben maßgeblich, aber nicht nur die linken Parteien Anteil. Vielmehr ist es ein gesamtgesellschaftlicher Trend, in dem Verhaltensmaßstäbe abhanden kommen bzw. deren Einhaltung immer seltener eingefordert wird. Ist autoritär.
Politisch gesprochen haben es aber auch die liberalen Mitteparteien nicht vermocht das Konzept eines verantwortungsvollen Liberalismus, einer bevormundungsfreien, aber regelbasierte Bürgergesellschaft attraktiv erscheinen zu lassen. Die Deutschen haben noch andere Prioritäten.
Die Debatte müsste meines Erachtens dahin gehen, wie in Zukunft für ein offenes, aber im Zweifel wehrhaftes liberales Gesellschaftsverständnis wieder etabliert werden kann und was dies in Schulen, Universitäten und im Alltag bedeutet.
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmten. Zu fragen ist, wieso es dazu kam, daß Dinge, die vor wenigen Jahrzehnten noch unvorstellbar waren (weil „man so etwas nicht tut“), und Verhaltensnormen abhanden gekommen sind und der gesellschaftliche Konsens kaum noch existiert. An alledem haben die politischen Parteien ein erhebliches Maß Mitschuld, denn sie – an der Spitze Merkel und Co. seit 12 Jahren – bringen das Land immer mehr ohne Not in prekäre Situationen. Jetzt haben wir gesehen, was Bürgerkrieg in unseren Städten bedeutet, ein Vorgeschmack auf Kommendes. Doch die Diskussion dazu läuft genau an denen vorbei, die dafür erhebliche Mitschuld tragen, die etwa Steuergelder nach links pumpen, die die Schulen und Universitäten verwahrlosen lassen, die 250 völlig überflüssige und sinnleere Gender-Lehrstühle etabliert haben und die durch Dauerberieselung einer gleichgeschalteten Medienlandschaft politkorrekte Verhaltensweisen wie Mehltau über das Land legen. Auch die Demokratie, die es mal gab, ist nur noch eine Hülle.
Tja, und irgendwann hat das schwerste Konsequenzen.
Dass es Ursachen, Gründe, Erklärungen, auch und vor allem für Straftäter gibt, ist unbenommen. Ich bin mir sicher, dass man gar nichts auf dieser Welt erklärt, wenn man derartige Handlungen einer Ursache enthebt. Hier gilt es dann zu analysieren, was Faktoren sein können.
Dass es aber Ursachen, Gründe und Erklärungen gibt, bedeutet keineswegs eine Legitimation für Straftaten. Beides gilt es sauber und sachlich voneinander zu trennen.
Das eine sind die Ursachen, die sich analysieren lassen, hierbei muss man auf die staatlichen Strukturen, auf die Umstände durchaus zu sprechen kommen, darf es nicht unter den Teppich kehren und die Handlungen einem Zufallsprodukt oder einer Laune der üblen Natur übergeben. Gleichzeitig muss man genau danach den Schnitt machen und sagen, dass die Täter dennoch die Haftung zu tragen haben. Erklärungen können in bestimmten Fällen die Schuld mindern aber nicht in allen.