Vieles ist schon über den Protektionismus gesagt, geschrieben und gedacht worden. Im Grunde wiederholt es sich, was sich dazu sagen lässt. Neu ist stets die persönliche Note, die der darüber sinnierende seinen Äußerungen zugereicht.
Worum eigentlich geht es beim Protektionismus genau ?
Geht es bei diesem darum, dass wirklich jedes im Land verfügbare Produkt, Lebensmittel, Arzneimittel, Werkstoff, Baustoff, Werkzeug, technologisches Instrument, Gut aller Art etc. Made im eigenen Lande ist ? Eine schaurige Vorstellung, die wohl auch vor Geld, Kapital, Investitionen und touristischen Strömen keinen Halt machen würde, soll doch schließlich alles nur durch die Bewohner der eigenen autochthonen Bevölkerung zu stande kommen.
Oder dient Protektionismus dazu, lediglich bestimmte Arten von Gütern und Waren aus dem eigenen Land zu bevorteilen, während man diese mit Ursprung eines anderen Landes zu benachteiligen sucht ?
Egal welche von beiden Formen nun die Gewählte ist, der Kunde ist der Dumme. Denn der Kunde zahlt einen Preisaufschlag für die Schutzmaßnahme durch die staatliche Regulierung, die dem Kunden ein größeres Qualitäts- und Preisangebot vorenthält, als es durch freien/respektive freieren Wettbewerb und Handel mit der Welt der Fall wäre.
Angenommen, ersteres wäre der Fall und das Ziel, dass also jedes verfügbare Gut und Produkt Made aus dem eigenen Lande ist. Wäre es denn möglich, alle auch durch den Handel mit der Welt verfügbaren Güter und Produkte ausschließlich durch die Bewohner des eigenen Landes zu produzieren und zu handeln ?
China hat eine Bevölkerung von ca. 1,4 Milliarden Menschen. Vermutlich (aber nicht gewiss) könnte China alle auf der Welt existierenden Güter selber produzieren und im eigenem Lande handeln. Doch selbst, wenn es das könnte, dann würde es dennoch einen Einfluss auf den Wettbewerb, die Qualität und die Preisgestaltung haben, wenn China ohne dem Rest der Welt nur mit sich selbst handelt. Es gäbe weniger Wettbewerb, als wenn die Welt dazu käme und es könnte nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass die Bedingungen und Voraussetzungen in China für alle Produkte und Waren dieser Erde den besten, kostengünstigsten und effizientesten Voraussetzungen entsprechen. Vielleicht sind in anderen Ländern die Voraussetzungen für manche Güter bessere ? Damit wären dann in jenem Fall in China die Ressourcen fehleingesetzt, verglichen mit einer Situation freien Handels, weil gewisse Produkte durch Unternehmen eines vielleicht afrikanischen Landes ergiebiger wären und beiden Seiten (den Menschen in Afrika als auch in China) mehr Vorteile brächten. So könnten jene chinesische Unternehmen die sich gezwungen sehen würden, unter protektionistischen Umständen weniger ergiebig zu produzieren und zu handeln, mit ihrem nun anders zur Verfügung stehendem Kapital sich auf Produkte und Dienstleistungen fokussieren, welche den Voraussetzungen vor Ort besser entspricht um den Wohlstand der Menschen zu mehren indem menschliche Bedürfnisse Befriedigung finden.
Was aber wäre beispielsweise mit einem Land wie Österreich, dessen Einwohnerzahl auf ungefähr 8 Millionen beziffert werden kann ? Österreich könnte wohl noch nicht einmal mit seiner geringen Bevölkerung alle auf der Welt vorhandenen Produkte und Güter in Eigenregie produzieren und handeln, geschweige denn gleichzeitig neue erfinden und entwickeln. Die Bevölkerung, wenn man die Alten und die zu jungen abzieht, wäre nicht gerade groß, lebt nicht unter denselben Voraussetzungen, ist zerstreut in städtische und ländliche Siedlungsgebiete, hat unterschiedliche Voraussetzungen hinsichtlich der Qualifikation, Ausbildung aber auch der Talente und Begabungen sowie der Interessen. Vermutlich wären in Österreich, wäre das Land protektionistisch auf sich selbst reduziert, die Bedürfnisse der Menschen weitaus vielfältiger und größer als das verfügbare Angebot an Produkten und Waren, gemessen an den Möglichkeiten die durch den Handel mit der Welt vorhanden sein könnten um die vielfältigen Bedürfnisse zu befriedigen.
Unter dem Aspekt eines freien Marktes werden die dringlichsten Bedürfnisse zuerst befriedigt. Ein auf die eigene Nation reduzierter, auf diese käfighalterisch gezogene Grenze zynisch gedachter „freier“ Kapitalismus, würde unter den Möglichkeiten, verglichen mit einem Zustand bei dem man die Welt miteinbezöge, zurückbleiben. Menschen mit diversen Krankheiten würden keine Arzneimittel mehr erhalten, weil die Anzahl der Bevölkerung und die gleichzeitig vorhandenen Bedürfnisse die sich auf vielerlei beziehen, nicht erlaubt, jedes vorhandene Bedürfnis zu decken, somit auch nicht jedes bedürftige Arzneimittel zu produzieren. Es wäre nicht möglich die Vielfalt an Produkten in Arzneimittel, Lebensmittel, Wohnraum und allerlei anderen gegenwärtigen Gütern, die es Heute oder unter einer Situation des Handels mit der Welt gibt, aufrecht zu erhalten. Irgendwo würden Abstriche gemacht werden müssen.
Genau kann man nicht wissen, wo ein „freier“ Markt im protektionistischen Rahmen welche Abstriche machen würde, aber sicherlich wäre es realistisch mit Einbußen bei der Versorgung von medizinischen Produkten zu rechnen.
Würde man eine planwirtschaftliche Behörde unter diesen protektionistischen Voraussetzungen einsetzen, welche bestimmen soll, welche Güter hierarchisch wichtiger seien als andere und demzufolge als erste vor allen anderen in welcher Größenordnung, Intensität usw. produziert werden müssen, werden die Probleme die man schon mit einem „freien“ Markt unter protektionistischen Strukturen hätte, noch größer, weil die Fehlallokation von Ressourcen wie menschliche Arbeitskraft, Geld, Kapital, Zeit usw. noch weniger an den Bedürfnissen echter, lebender Menschen sich ausrichten würden. Die Schieflage würde noch einmal zunehmen und sozialistisch-tyrannische Länder wie Venezuela wären dann gar nicht mehr so weit entfernt.
Damit wäre dann der x-te nachweis erbracht, aus dem – man muss es leider vorausahnen – wieder nicht gelernt würde, dass Protektionismus ein Teil einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ist, mit der Unfreiheit der Vorrang gegenüber Freiheit gegeben wird und deren Probleme wiederum eine zunehmende staatliche Aktivität provozieren könnten, deren unwirtschaftliches Handeln im Zusammenbruch des gesamten Gesellschaftssystems ihre Ejakulation vorfinden würde.
Mit welcher propagandistisch-ideologischen Formel wird gegenwärtig der Protektionismus und dessen Gift beschworen ? Im Namen des Nationalismus.