Preisfrage: Woran erkennt man in Deutschland, das bald wieder WM ist?
Richtig: Daran, das sich über irgendeine bescheuerte Mickymausscheiße aufgeregt wird!
Und jedes Mal wird es in den Wochen vor dem Turnier wieder spannend: Was wird den Pöbel diesmal aufregen? Vielleicht, dass der Trainer einen „falschen“ Spieler in den Kader holt? Dass es im Stadion kein deutsches Bier gibt? Das Leute sich Deutschlandfahnen an ihre Autos hängen? Fußballdeutschland ist in dieser Hinsicht so flexibel wie unberechenbar.
Unvergessener Evergreen ist allerdings das regelmäßige Theater darum, wer die überflüssigerweise vor so nem Spiel aufgeführte Hymne mitsingt oder halt nicht. Meine erste bewusste WM war die von 1990. Und auch da wurde sich schon darüber aufgeregt, dass einzelne Spieler gar nicht oder gar zu laut mitgesungen hätten. Gut, heute trifft der Volkszorn hierfür nur noch Spieler mit ausländischen Namen. Bei den übrigen Mannschaftskameraden ist es dem Deutschlandfan offenbar total egal, ob sie mitsingen, Hauptsache sie spielen ordentlichen Fußball.
Immer wieder stand beim Thema Hymnen-Mimimi jedenfalls ein Fußballer namens Özil aus diesem Grund in dieser Kritik, die ich nie wirklich verstanden habe. Aber natürlich kenn ich ja auch nix von Fußball. Ich Trottel dachte sogar lange, man hätte Özil als Fußballspieler eingestellt und nicht als Sänger.
Der Pöbel hat nun offenbar beschlossen, Özils Kompetenzen noch ein wenig auszuweiten. Er ist nun, so meint der Wutbürger, der wahrscheinlich glaubt, den Mann höchstpersönlich zu bezahlen, nicht mehr nur als Sänger, sondern auch als Außenpolitiker. Mit dem Nebenjob des Profifußballers.
Die besorgtesten der Besorgtbürger fordern inzwischen gar, Özil (und irgendein anderer, dessen Namen mir Fußballlegastheniker bislang nichts sagt) mögen doch bitte ab sofort für die Türkei spielen.
Für die Türkei! Das ausgerechnet die alternativen Superdeutschen der Türkei einen besseren WM-Kader wünschen – und das auch noch für eine total deutsche Forderung halten – ist damit der vorläufige humoristische Höhepunkt dieses Hymnen-Mimimi 2.0.
Man merkt, dass der Autor sich tatsächlich wenig mit Fußball beschäftigt…
Meinen Beobachtungen zufolge lässt sich diese Aussage nicht überprüfen, da die Spieler mit deutschen Namen tatsächlich allesamt mit“singen“ (z.T. aber wohl nur zaghaft die Lippen bewegen). Die ungleiche Verteilung der Vorwürfe hätte also eine sachliche Grundlage.
Nun, eingestellt wurde Özil (der andere Spieler heißt Ilkay Gündogan) tatsächlich ausschließlich als Fußballer, allerdings nicht von der Nationalmannschaft, sondern von Arsenal, einem Club in London. Zwar verrichtet er seine Dienste auch in der Nationalelf nicht ohne Entgelt, dieser Vertriebsweg lebt aber von der romantischen Vorstellung, die Spieler würde vor allem „für ihr Land“ antreten – das gehört zur Markenbildung. Dementsprechend wurden deutsche Kicker mit ausländischen Wurzeln gerne als leuchtendes Beispiel für die Segnungen multikultureller Gesellschaften präsentiert, und zwar sowohl von den Medien als auch von der Politik (bis hin zur Kanzlerin herself). Aus der Nummer kommt man jetzt schlecht wieder raus, und so steht das Handeln der beiden Spieler eben im krassen Gegensatz zur bisherigen Story.
Eher nicht. Die Türkei hat sich nämlich für das Turnier nicht qualifiziert.
Die Formatierung von Blockqoutes läuft jetzt auch.
„Man merkt, dass der Autor sich tatsächlich wenig mit Fußball beschäftigt“
Merkt man auch daran, dass er das ganz offen zugegeben hat. Mehr noch: Es ist ihm nicht mal peinlich! Pfui!
„Meinen Beobachtungen zufolge lässt sich diese Aussage nicht überprüfen, da die Spieler mit deutschen Namen tatsächlich allesamt mit“singen““
Und meine Beobachtungen sind andere, zumindest bei früheren WM-Spielen. Aber vielleicht tun inzwischen einfach viele so, als würden sie mitsingen, damit die ganzen Hymnenfanatiker anschließend nicht wieder so panne rumheulen?
„Zwar verrichtet er seine Dienste auch in der Nationalelf nicht ohne Entgelt, dieser Vertriebsweg lebt aber von der romantischen Vorstellung, die Spieler würde vor allem „für ihr Land“ antreten“
Das ist so nicht richtig. Dahinter steht das Regelwerk der FIFA, das nunmal sagt, dass Spieler einer Mannschaft bei ihren Turnieren gefälligst den Pass des jeweiligen Nationalteams haben sollten. Was daran romantisch sein soll, vermag ich nicht zu erkennen.
„Die Türkei hat sich nämlich für das Turnier nicht qualifiziert.“
Vielleicht hätte sie das ja getan, wenn sämtliche fußballbegabten Türken hätten mitspielen können, statt dass diese in etwas lukrativeren Mannschaften mitspielen?